Gründung der Evangelischen Allianz in London

Unter den 921 Teilnehmern der Gründungskonferenz, die vom 18. August bis 2. September 1846 in London stattfand und von leitenden Christen aus 12 Nationen und 52 Denominationen besucht wurde, waren auch 12 Vertreter aus Deutschland. Die Konferenzteilnehmer einigten sich auf eine gemeinsame Glaubensbasis, die einen Konsens reformatorischer Bekenntnisse in wenigen Sätzen beinhaltet.

Als praktisches Zeichen der Gemeinsamkeit und als Herzstück der gemeinsamen Einheitsbewegung wurde der Aufruf beschlossen, sich jährlich in der ersten Woche über die Konfessions- und Denominationsgrenzen hinweg zum gemeinsamen Gebet zu treffen. Hieraus ist die weltweite Allianzgebetswoche entstanden.

Entwicklung der Evangelischen Allianz in Deutschland

Die erste offizielle Allianzgebetswoche wurde für das Jahr 1858 ausgerufen. 1886 gründete sich die Bad Blankenburger Allianzkonferenz durch die Einladung von Anna von Weling, die bis heute jährlich stattfindet. Das Evangelische Allianzhaus Bad Blankenburg wird heute in Form einer eigenen GmbH geführt und ist das geistliche Zentrum der Deutschen Evangelischen Allianz.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg konstituierte sich die Deutsche Evangelische Allianz neu. Danach gestaltete sich die Evangelische Allianz in den beiden Teilen Deutschlands mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
In der DDR war die Allianzarbeit geprägt durch die an bis zu 600 Orten stattfindende jährliche Allianzgebetswoche einerseits und die Bad Blankenburger Allianzkonferenzen. Diese nahmen im Laufe der Jahre einen großen Aufschwung. 
In der Bundesrepublik war die Arbeit der Evangelischen Allianz nach dem Zweiten Weltkrieg neben den Veranstaltungen der Allianzgebetswoche gekennzeichnet durch Allianzkonferenzen an ca. 30 Orten.

Die Evangelische Allianz heute

Die Deutsche Evangelische Allianz versteht sich als Basisbewegung, die ohne besondere Organisationsstrukturen Einheit und Gemeinsamkeit der Christen fördert. Dabei geht es hier vorrangig um fünf Themenbereiche:

Einheit - Auf der Grundlage des gemeinsamen Glaubens (Glaubensbasis) sucht die Evangelische Allianz die Gemeinschaft derer, die sich in Jesus Christus verbunden wissen. Dabei ist die Konfessions- und Denominationszugehörigkeit deutlich nachgeordnet.
Gebet
- Die jeweils am Anfang des Jahres stattfindende Allianzgebetswoche ist zugleich der jährliche Auftakt für die Gemeinsamkeit der Christen in einem jeden neuen Jahr.
Evangelisation
- Mit der politischen Wende ist eine neue Phase der Evangelisation eingeleutet worden. Am 10. März 1990 hatte der amerikanische Evangelist, Dr. Billy Graham, auf Einladung der Deutschen Evangelischen Allianz vor dem Reichstag in Berlin die Botschaft des Evangeliums 15.000 Menschen verkündet, wovon ca. 2.000 mehr Informationen über den christlichen Glauben wünschten. In Zusammenarbeit mit der Lausanner Bewegung wurde im Anschluss daran das neue evangelistische Modell ProChrist entwickelt, das inzwischen in Tausenden von Orten zu einer Gemeinsamkeit in der Evangelisation geführt hat mit breiten interdenominationellen und interkonfessionellen Trägerschaften.
Bibel - Die Bewegung der Evangelischen Allianz hat sich in Deutschland wesentlich durch Konferenzen ausgebreitet, in denen Christen gemeinsam auf das Wort Gottes hören. Bibel- und Gemeinschaftskonferenzen auf der Ebene der Evangelischen Allianz tragen dazu bei. 1998 und 1999 hat die Evangelische Allianz das GemeindeFerienFestival Spring mitgetragen, das in einer neuen Form eines ganzheitlich angelegten Kongresses neue Zugänge zur biblischen Botschaft in einer alle Generationen umfassenden Art und Weise bietet.
Gesellschaft - Es gehört zur selbstverständlichen Tradition der Gemeinschaft in der Evangelischen Allianz, sich nicht nur um innerkirchliche Themen zu bemühen, sondern die neu entdeckte Gemeinsamkeit auch zum gesellschaftlichen Engagement zu nutzen. Dies zeigte sich bereits in den ersten Jahrzehnten der Allianzgeschichte, als auf internationalen Tagungen ständig auch Menschenrechtsthemen zur Tagesordnung gehörten. In den vergangenen Jahren hat sich die Deutsche Evangelische Allianz gesellschaftlich vor allem in die Diskussion um das Lebensrecht von Menschen eingemischt, Thesen zur Familienpolitik erarbeitet und diakonisch-seelsorgerliche Initiativen unterstützt.

Weltweite Evangelische Allianz

Das Mutterland der Evangelischen Allianz ist England. Von dort ging in den ersten 100 Jahren der Allianzgeschichte die Leitung der Bewegung aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die weltweite Evangelische Allianz sich neu konstituiert in der Weltweiten Evangelischen Allianz. Die in 107 Ländern existierenden nationalen Allianzen arbeiten mit regionalen Allianzen und assoziierten Werken zusammen, um im Rahmen ständiger Kommissionen für Theologie, Kommunikation, Mission und Hilfen in Übersee den Gedankenaustausch, die Zusammenarbeit und das Zeugnis evangelikaler Christen weltweit zu fördern.

 

Quelle:
EKD, der Autor, Hartmut Steeb, ist Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz in Stuttgart.