Macht hoch die Tür (EG 1)
Evangelisches Gesangbuch, Lied Nr. 1)
1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
Ein König aller Königreich,
Ein Heiland aller Welt zugleich,
Der Heil und Leben mit sich bringt;
Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Mein Schöpfer, reich von Rat.
2. Er ist gerecht, ein Helfer wert,
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
Sein Königskron ist Heiligkeit,
Sein Zepter ist Barmherzigkeit.
All unsre Not zum End er bringt.
Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Mein Heiland, groß von Tat.
3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
So diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
Da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
Bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
Mein Tröster, früh und spat.
4. Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit,
Eu'r Herz zum Tempel zubereitt´.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
So kommt der König auch zu euch,
Ja, Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
Voll Rat, voll Tat, voll Gnad.
5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
Meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zeuch mit deiner Gnade ein;
Dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
Den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
Sei ewig Preis und Ehr.
Das protestantische Weihnachtslied Macht hoch die Tür kann hinsichtlich
seiner pathetischen Komposition als typischer Vertreter barocker
Kirchenmusik bezeichnet werden. Der Text stammt aus der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts und wurde von dem Königsberger Theologen Georg
Weißel in direkter Anlehnung an den Psalm 24,7-10 verfasst. Die
Urheberschaft der zugehörigen Melodie ist hingegen nicht genau belegt:
1661 soll der bekannte Berliner Komponist Johann Crüger, der mit "Praxis
pietatis melica" (Übung der Frömmigkeit in Gesängen) eines der
bedeutendsten Kirchenliederbücher des 17. Jahrhunderts publizierte, eine
erste Melodie unterlegt haben. Die heute bekannte Variante wird jedoch
auf das Jahr 1704 datiert und dem in Halle ansässigen Theologen Johann
Anastasius Freylinghausen zugeordnet. Freylinghausen gilt als
wichtigster Kirchenliedsammler des Pietismus und arbeitete überdies in
August Hermann Franckes Waisenhaus in Halle.
"All unsere Not zum
End' er bringt": Der Entstehungszeitraum des barocken Weihnachtsliedes
steht zu dieser Erlösung jedenfalls in deutlichem Kontrast. Von 1618 bis
1648 wütete auf deutschem Gebiet der Dreißigjährige Krieg, dem weite
Bevölkerungsteile zum Opfer fielen und der Überlebende mit Seuchen und
schweren Hungernöten konfrontierte.